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1. März 2021

Das laut pochende Herz des Hansaviertels – Projektportrait der B-Side, Münster

Geschäftiges Treiben im Hafen von Münster. Gleichgesinnte Menschen gehen herzlich in Kontakt, fremde Waren tauschen die Besitzer, neue Idee verbreiten sich in der Umgebung und bereichern das Hansaviertel. Eine nahbare Nachbarschaft Ende des 19. Jahrhunderts.

Vorgespult, 100 Jahre später und wir kommen im Heute an. Der Stadthafen ist eine der A-Seiten Münsters. Teure Glaspaläste schießen wie Pilze aus dem Boden, verdrängen alte Backsteinbauten. Das Gesicht des Hafens und somit auch des umliegenden Hansaviertels hat sich stark gewandelt. Das Schreckgespenst Gentrifizierung zieht umher, der alte Geist entgleitet langsam dem alteingesessenen Viertel. Die Zeiten ändern sich, ändern das umliegende Viertel.

Die B-Side ist der Gegenentwurf dazu. Denn etwas aus den alten Tagen ist noch immer tief in der DNA der Münsteraner Hanseaten verwurzelt: Der persönliche Austausch auf Augenhöhe und das Verbreiten von Ideen; die Nachbarschaft.

Projektakteur*innen vor der B-Side; Foto: Biederstädt

Und genau darum dreht sich alles bei der B-Side. Tobias Stroppel, Geschäftsführer der B-Side GmbH, und seine treuen Wegbegleiter*innen schaffen im Münsteraner Stadthafen ein Lebenswerk. Von außen ein typisches Hafenlagergebäude aus dem letzten Jahrtausend: Vier Stockwerke hoch, vergitterte Fenster, langgezogen, bestehend aus roten Backsteinen, zwischenzeitlich mehrfach ergänzt. “Hafentypisches Erscheinungsbild” heißt das im Planerdeutsch.
Doch die B-Side ist mehr als Fassade, mehr als das Gebäude, B-Side ist zurückgelegter Weg und Vision eines Stadtbausteins von morgen.

Seit 2015 engagiert sich das Team rund um Tobias Stroppel komplett ehrenamtlich, um diese Vision zu verwirklichen: Ein Raum für das umliegende Quartier, Nährboden für Synergien schöpferischer Arbeit, gesellschaftlichem Engagement und (sozio-)kulturellem Austausch. Dieser ist vor allem der Entfaltung der Kreativität für die Entwicklung einer sozial, wirtschaftlichen und ökologisch nachhaltigen (Stadt-)Gesellschaft gewidmet.

Diese Liebe und Leidenschaft spiegelt sich selbst im Eingangsschild der B-Side wider; die Silhouette der B-Side, eingepasst in eine eckige Herzform, Hafen-Charme.

Gemeinschaft durch gemeinsames Schaffen

Ohne Liebe und Leidenschaft wäre die B-Side heute womöglich einem weiteren Glaspalast gewichen. “Anfangs war es eine Herausforderung die Politik und Verwaltung zu überzeugen.”, so Tobias im Interview. Der “Bottom-Up-Prozess” ist tief in der Seele des Projektes verankert. Das Viertel hat die Ideen, die Vorschläge und die Bedürfnisse. Und mit gegenseitiger Begeisterung wird von “unten” heraus etwas geschaffen. Das war nicht immer leicht zu vermitteln.

Foto: B-Side Kultur e.V.

Doch durch das beharrliche Streben seines Teams wurde aus dem anfangs zaghaften Zusammenarbeiten mit den Verwaltungen letztendlich eine richtig produktive Kooperation. Die Immobilie ging schlussendlich nicht an einen Investor, sondern an das Gemeinwohl-Projekt. Das alles so gut lief liegt, im Rückblick, nicht zuletzt in der Qualifizierung im Rahmen von “Initiative ergreifen” begründet, in der das Projekt seit 2016 durch startklar als Management “Initiative ergreifen” betreut wird. Mittlerweile wurden dem Projekt Städtebaufördermittel i.H.v. 7,2 Mio  (Bau) und 275 Tsd. € (betriebliche Anlaufphase) zugesprochen.

Die nächsten Herausforderungen? Das Aufrechthalten des Betriebes während der Bauphase bis 2023 und danach der Einstieg in den Betrieb. “Hätte ich damals gewusst, was auf mich zukommt, ich hätte es sein gelassen”, gibt Tobias Stroppel heute offen und lachend zu. Doch er scheint auf den Geschmack gekommen zu sein. Denn die B-Side ist nur eine von vielen Ausprägungen des Tatendrangs des Hansaviertels.

“Wir haben noch eine Menge weiterer, nachhaltige Projekte, wie zum Beispiel das nicht-kommerzielle „B-Side Festival“ oder das „Hansaforum“-Projekt.”, verrät uns Tobias Stroppel. “Die Liste an Projekten ist so lang wie das Viertel bunt gemischt ist.” Aber genau diese Liste bestärkt alle Beteiligten. Denn der Tatendrang der Akteure ist ansteckend, ihre Bemühungen fruchten und die Resultate sind sichtbar, für alle. Für das Gemeinwohl.

Morgen wie heute

Und so wandelt sich Stadt – immer wieder. Wie in den letzten 100 Jahren, so wird sich auch in den kommenden 100 Jahren das Viertel wandeln. Der herzliche Kontakt gleichgesinnter Menschen und der Austausch zu und die Verbreitung von Ideen, Gemeinschaft und Kultur werden hoffentlich immer dazu gehören.

Autor: Thomas Koj
Titelbild: Biederstädt
Projektwebsite: https://b-side.ms/

Dieser Artikel erschien erstmals auf www.initiative-ergreifen.de.

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